Die Situation junger Muslime in der Gesellschaft

Die Situation junger Muslime in der Gesellschaft

Die Europäische Türkisch-Islamische Union (Atib) feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten wurde eine Diskussionsreihe zu vier bedeutenden Themen in vier verschiedenen Regionen Europas ins Leben gerufen. Die erste Veranstaltung fand am 14. Oktober 2017 in Frankfurt (Hessen) statt und widmete sich dem Thema „Die Situation junger Muslime in der Gesellschaft“, mit einem besonderen Fokus auf die Identitätsfrage.

Diese Diskussionsreihe wird mit Unterstützung des Zentralrats der Muslime (ZMD) und der Islamischen Zeitung (Islamische Zeitung – IZ) organisiert. Im Mittelpunkt stehen dabei die sozialen und politischen Herausforderungen der Muslime in Europa, insbesondere im Kontext des wachsenden Islamhasses und der Islamfeindlichkeit.

Hochkarätige Referenten und engagierte Diskussionsteilnehmer

Das erste Panel wurde von Sulaiman Wilms, Chefredakteur der Islamischen Zeitung, moderiert. Als Referenten nahmen teil:

  • Kübra Arslanoğlu – Lehrerin und Mitglied des Atib-Jugendvorstands
  • Tarek Baê – Autor der Islamischen Zeitung
  • Said Barkan – Rechtsanwalt und Vorsitzender des Zentralrats der Muslime (ZMD) Hessen
  • Ali Kızılkaya – ehemaliger Vorsitzender des Islamrats
  • Sevgi Mala-Çalışkan – Sozialpädagogin und stellvertretende Vorsitzende des ZMD Rheinland-Pfalz

Das Panel wurde von über 150 Teilnehmern, vorwiegend junge Menschen, mit großem Interesse verfolgt.

Identitätsprobleme junger Muslime: Gesellschaftliche Vorurteile und Selbstfindung

Nach einer Eröffnungsrede von Aslıhan Öner, einer ehemaligen Bildungsreferentin von Atib, begann die Diskussion mit der Frage:

„Wie sieht die aktuelle Situation junger Muslime in der Gesellschaft aus?“

Die Diskussion drehte sich um die gesellschaftliche Wahrnehmung von Muslimen, bestehende Vorurteile und Missverständnisse sowie die täglichen Herausforderungen, mit denen junge Muslime in den Medien, in der Politik und im öffentlichen Leben konfrontiert sind.

Besonders thematisiert wurden:

  • Die Ausgrenzung und Stigmatisierung muslimischer Jugendlicher im Alltag
  • Die Herausforderung, sich in einer Gesellschaft, die sie als „die Anderen“ betrachtet, zu behaupten
  • Das Gefühl, sich ständig beweisen und rechtfertigen zu müssen
  • Die Folgen für das Selbstbewusstsein und die psychische Gesundheit junger Muslime
  • Die Gefahr, dass sich Jugendliche aufgrund von Frustration und Perspektivlosigkeit radikalen oder extremen Ideologien zuwenden
  • Schwierigkeiten bei der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe und Integration

Wege zur Veränderung: Wie kann sich die Situation verbessern?

Im zweiten Teil des Panels wurden Möglichkeiten zur Veränderung diskutiert:

  • Mehr Verantwortung und Vertrauen für junge Menschen in Vereinen und Gemeinden
  • Schaffung von eigenen Räumen für muslimische Jugendliche, in denen sie sich austauschen und entfalten können
  • Bessere Einbindung und Unterstützung durch die Eltern – Familien sollten sich stärker um die schulische und berufliche Entwicklung ihrer Kinder kümmern
  • Bewusstseinsbildung und Aufklärung in der Gesellschaft, um Stereotype und Vorurteile abzubauen
  • Förderung von Bildung und Berufschancen für junge Muslime

Blick in die Zukunft: Wie sieht die muslimische Jugend in zehn Jahren aus?

Zum Abschluss stellte Moderator Sulaiman Wilms die Frage:

„Wie wird sich die Situation junger Muslime in zehn Jahren entwickeln?“

Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass es ein großes Potenzial für Fortschritt gibt.

  • Muslime sollten sich stärker in akademischen und beruflichen Bereichen engagieren
  • Es gilt, nicht nur eine Elite hervorzubringen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung zu fördern
  • Statt sich über negative Entwicklungen zu beklagen, sollten junge Muslime aktive Verantwortung übernehmen, um positive Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken

Mit diesen Gedanken endete die Sitzung. Am Ende hatten auch die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Fragen zu stellen und eigene Gedanken zu teilen.

Fortsetzung der Diskussionsreihe in Köln

Das nächste Panel der Diskussionsreihe findet am 4. November 2017 in Köln statt und wird sich mit dem Thema „Islamophobie“ befassen. Experten und Betroffene werden dort über ihre Erfahrungen und mögliche Lösungsansätze sprechen.

Beitrag Teilen