Unser 30. Jahr

Unser 30. Jahr

Vor genau dreißig Jahren begann mitten in Europa ein Aufbruch. Ein freiwilliger, von unseren nationalen und spirituellen Werten getragener Weg. Ein einziger Satz hallte in unseren Herzen und auf unseren Lippen:

„Wo das Recht ist, da sind wir.“

Dieser Satz war mehr als ein Slogan – er war unser Lebensmotto, unsere Weltanschauung und unser Ziel. Mit einem „Bismillah“ machten wir uns auf den Weg, der uns zu Gerechtigkeit und Wahrheit führen sollte.

Die ersten Schritte: Ein Ideal, das Menschen vereinte

Unter uns waren Menschen in ihren Zwanzigern, Dreißigern, Vierziger und Fünfzigern – manche jünger, manche älter. Doch alle hatten eines gemeinsam:

  • Sie waren Idealisten mit Weitblick.
  • Sie waren voller Hoffnung und Entschlossenheit.
  • Sie hielten in ihren Herzen die Fahne der Liebe, die sie aus Anatolien mitgebracht hatten, und hissten sie in den Städten Europas.

Mit Gebeten, Applaus und Tränen gründeten sie Vereine, die Wärme, Freundschaft und Licht ausstrahlten. Diese Vereine waren nicht nur Versammlungsorte – sie waren Lebensräume.

  • Hier gab es Gebete und Bildung.
  • Hier waren Frauen, Männer, Kinder und Ältere vereint.
  • Hier war das Herz der Gemeinschaft.

Diejenigen, die sich hier engagierten, wollten nicht länger fremd sein – sie wollten ein Stück Anatolien nach Europa bringen, um die Verbindung zur Heimat lebendig zu halten. Sie reisten von Stadt zu Stadt, lernten neue Menschen kennen, teilten ihre Ideale und Werte. Ohne große finanzielle Mittel oder mächtige Unterstützer wuchsen sie dennoch in jeder Stadt und hoben das Dach der Europäischen Türkisch-Islamischen Union (Atib) immer höher.

„Weder Fremde noch Deutsche – wir sind Europäische Türken!“

Die ersten, die sagten: „Wir sind weder Fremde noch Deutsche – wir sind Europäische Türken!“, waren die Mitglieder dieser Bewegung.

Als unser Gründungspräsident Musa Serdar Çelebi auf einem Kongress erstmals den Begriff „Europäische Türken“ verwendete, blickten ihn viele fragend an:

„Woher kommt dieser Ausdruck?“

Doch es war eine notwendige Wahrheit:

  • Weder in Deutschland noch in der Türkei wurden die fast drei Millionen hier lebenden Türken als eigenständige Gruppe anerkannt.
  • Man nannte uns mal „Gastarbeiter“, mal „Fremde“, obwohl wir längst hier lebten.
  • Aber wir ließen uns nicht beirren. Wir folgten nicht der Sprache der anderen – wir sprachen die Sprache der Gerechtigkeit und erklärten selbstbewusst:

„Wir sind Teil dieser Gesellschaft.“

Dreißig Jahre später: Eine Reise, die weitergeht

Heute, nach drei Jahrzehnten, blicken wir zurück und sehen, wie weit wir gekommen sind.

  • Einige der Jugendlichen von damals sind heute ältere Generationen.
  • Sie sind in ihren Sechzigern und Siebzigern, aber ihre Begeisterung ist jung geblieben.

Und jetzt gehen wir weiter – mit einer neuen Generation junger Menschen an unserer Seite.

Doch unsere Herausforderungen wachsen:

  • Unsere Muttersprache Türkisch ist bedroht. Viele Jugendliche sprechen lieber in einer fremden Sprache.
  • Die vierte Generation kämpft noch immer um Anerkennung in Europa.
  • Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit und Ausgrenzung nehmen in verschiedenen Formen zu.
  • Auch wenn wir unsere Türen öffnen, nehmen viele Politiker und Bürger der Gastländer nicht an unseren Panels, Seminaren und Konferenzen teil – sie ignorieren uns weiterhin.

Unsere Antwort: Hoffnung und Beharrlichkeit

Trotz allem setzen wir unseren Weg ohne Hoffnungslosigkeit fort.

Unsere Sprache ist Liebe, unsere Religion ist Liebe, unsere Bewegung ist Liebe.

Seit Anbeginn der Zeit konnte keine Macht die Liebe zerstören – und wird es auch nie können.

Unsere Vision für die Zukunft

Dreißig Jahre später sehen wir, dass unsere Voraussagen sich bewahrheitet haben. Manchmal macht es uns traurig, manchmal gibt es uns Hoffnung. Doch eines ist sicher:

Diese Bewegung und diese Sprache der Liebe werden auch in Zukunft gebraucht.

Der Weg zum Frieden liegt – wie wir immer betont haben – in gegenseitigem Respekt und Mitgefühl.

Wir wollen in einer Gesellschaft leben, die uns als Menschen respektiert, unsere Sprache nicht ausgrenzt und unsere Gebete nicht mit Hass betrachtet.

Als wir uns auf den Weg machten, wussten wir, dass es kein leichter Weg sein würde. Aber wir sind stolz darauf, dass wir unsere Prinzipien nie verraten haben:

„Wo das Recht ist, da sind wir!“

Und dieser Weg wird weitergehen, egal welche Hindernisse vor uns liegen.

Vor dreißig Jahren fasste unser Dichter Yusuf Polatoğlu unser Ziel so zusammen:

„Geh weiter, weiter, weiter von dort, wo du stehen geblieben bist, von dort, wo du die Fahne aufgenommen hast.“

Und noch heute singen wir gemeinsam:

„Hand in Hand, Herz an Herz.“

Wir werden weitergehen – ohne Vorurteile, ohne Wenn und Aber.

  • Die letzten 30 Jahre sind eine Erfahrung und eine Fahne der Hoffnung, die wir hochhalten werden.
  • Bei uns gibt es keine Feindseligkeit, keine Verbitterung, keine Rückschläge.
  • Wir verlieren niemanden aus den Augen – wir reichen unsere Hand auch denen, die uns verlassen haben.

Denn diese Bewegung hat eine Aufgabe: Heilung und Hoffnung zu bringen.

Zum Abschluss senden wir unsere Gebete und besten Wünsche an:

  • Unsere Weggefährten, die uns verlassen haben, und ihre Familien.
  • Unsere Brüder und Schwestern, die heute noch mit uns unterwegs sind.
  • Alle, die uns wohlgesonnen sind – und sogar jene, die uns mit Skepsis betrachten.

Mit Dankbarkeit und Entschlossenheit gehen wir weiter – mit Liebe, mit Zusammenhalt und mit dem unerschütterlichen Glauben an Gerechtigkeit und Wahrheit.

İhsan Öner
Vorsitzender der Atib

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