29 Jahre nach dem Solinger Brandanschlag: Die Wunden sind noch frisch
Der 29. Mai 1993 bleibt einer der dunkelsten Tage Deutschlands. In jener Nacht verloren fünf Mitglieder der Familie Genç – Hatice Genç (18), Hülya Genç (9), Saime Genç (4), Gülsüm İnce (27) und Gülistan Öztürk (12) – ihr Leben bei einem rassistischen Brandanschlag in Solingen. Der feige Angriff auf schlafende Menschen war Teil einer Welle rechtsextremer Gewalt gegen Migranten in Deutschland und ist bis heute ein Symbol für Hass und Ausgrenzung.
Auch Jahrzehnte später haben die rassistischen Anschläge in Halle und Hanau gezeigt, dass die Gewalt gegen Menschen mit Migrationshintergrund nicht abnimmt. Die Tatsache, dass es keinen deutlichen Rückgang solcher Verbrechen gibt, unterstreicht, wie wichtig es ist, die Erinnerung an solche Taten wachzuhalten und aufzuklären.
Als ATIB gedenken wir mit tiefer Trauer des Brandanschlags auf die Familie Genç, der als einer der schlimmsten rassistischen Angriffe in die Geschichte der Migration in Deutschland einging.
Der Vorsitzende der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB), Imam Cengiz, betont, dass der Anschlag in einer Zeit verübt wurde, in der die Stimmung gegen Flüchtlinge und Migranten zunehmend angespannt war. Er warnt:
„Noch heute nehmen rassistische Verbrechen, Angriffe auf Gotteshäuser – Moscheen, Kirchen und Synagogen – weiter zu. Rechtspopulisten schüren gezielt Hass gegen Migranten, um Wählerstimmen zu gewinnen.“
Cengiz ruft alle Demokraten in Deutschland dazu auf, sich geeint gegen Rassismus, Antisemitismus und rechtsextreme Ideologien zu stellen:
„Wir müssen erkennen, dass rhetorischer Widerstand allein nicht ausreicht. Die Errungenschaften unserer Demokratie dürfen nicht durch Untätigkeit aufs Spiel gesetzt werden.“
Er fordert Politik, Institutionen und Medien auf, Verantwortung zu übernehmen, gegen Ausgrenzung und Hass vorzugehen und eine Gesellschaft der Vielfalt zu fördern. Dabei verweist er auf die Worte von Innenministerin Nancy Faeser, die „Null Toleranz gegenüber Rassismus und Rechtsextremismus“ fordert – eine Haltung, die auch in der Praxis sichtbar werden müsse.
Abschließend mahnt Cengiz:
„Damit es keine neuen Solingens, NSU-Morde oder Hanau-Massaker mehr gibt, müssen wir als Gesellschaft wachsam bleiben. Auch 60 Jahre nach der Ankunft türkischer Gastarbeiter dürfen wir uns nicht als ‚Fremde‘ fühlen müssen. Deutschland ist ein Einwanderungsland – und Migrantenfeindlichkeit darf keinen Platz mehr haben.“
Er spricht den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und wünscht ihnen weiterhin Kraft.
Imam Cengiz
Vorsitzender der ATIB