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Kulturelle Diskriminierung in einer
multikulturellen Gesellschaft

Während in geschlossenen Gesellschaften Faktoren wie Hautfarbe, Rasse und Kleiderordnung den Boden für mehr Diskriminierung bereiten, fördern glaubensorientierte kulturelle Unterschiede die Diskriminierung in den postmodernen offenen Gesellschaften.

Die Hauptursache, die zur kulturellen Diskriminierung der Türken und den anderen Nationalitäten der muslimischen Minderheiten führt, ist der Fakt dass diese nicht dem westlichen Kulturkreis angehören. Die kulturelle Diskriminierung, die vor allem in der Offensive gegen die in Deutschland lebende muslimische Minderheit zu Tage tritt, wird von den Befürwortern der überlegenen Kultur (Leitkultur) einerseits indem die Grundlage der kulturellen Werte der türkisch/muslimischen Minderheit als minderwertige Kultur behandelt und gedemütigt wird, andererseits als ein Phänomen mit dem Ziel zur Zerstörung der überlegenen Kultur angepriesen.

Wenn sie auch nicht wissenschaftlich erklären konnten was kulturelle Diskriminierung bedeutet, so waren es doch die unerfahrenen und stummen „Gastarbeiter“ der ersten Generation der Türken die diese spürten und durchlebten. Diejenigen die (teilweise) verstehen konnten, dass die deutschen Arbeitskollegen mit denen sie zusammenarbeiteten einer günstigeren und besseren Behandlung unterlagen als sie selbst da sie Türken waren, wurden auch gezwungen zu verstehen dass ihre nichtdeutschen aber christlichen „Gastarbeiter“-Kollegen im Vergleich zu ihnen durch ihre Vorgesetzten wie Meister und Vorarbeiter von Zeit zu Zeit bevorzugt behandelt wurden; aber sie konnten dem keine Bedeutung zumessen. Als sie aber im Laufe der Zeit öfter ähnlichen Situationen begegneten, dachten sie dass dies in einer Art von Solidarität zwischen Christen oder in der Zugehörigkeit zum selben Kulturkreis begründet war.

Zum Beispiel im Dezember 2007 war einer der beiden Jugendlichen die in der Münchener U-Bahn einen älteren Deutschen verprügelten, türkischer und der andere griechischer Herkunft. Joachim Herrmann der zu dieser Zeit bayrischer Innenminister war, verlangte dass der türkische Jugendliche so bald wie möglich abgeschoben werden sollte, aber wegen dem griechischen Jugendlichen ergriff er nicht die gleiche Initiative obwohl beide das gleiche Verbrechen begangen hatten und in den Medien sollte vor allem ein türkischer Jugendlicher in den Vordergrund gerückt werden und dass ein solches Vorkommnis das von türkischen Migranten begangen wurde in diesem Land niemals vergessen werden würde. Und wieder muss man gezwungenermaßen in der Affäre „Marco“ der in Antalya wegen der Vergewaltigung eines britischen Mädchens verurteilt wurde und der Ägypterin Marwa El-Scherbini, die als Folge von Messerstichen eines rassistischen Deutschen nur weil dieser Hass gegenüber einer muslimischen Frau mit Kopftuch hegte in einem vollständig ausgestatteten Gerichtssaal mit Deutschland unter den Augen der Polizei und der Richter ihr Leben verlor, Deutschland und die muslimischen Migranten dieses Landes vergleichen. Die allgemeine Überzeugung die diese Vergleiche zeigen ist wie folgt: Da der griechische Jugendliche Christ ist und „Marco“ auch Christ und außerdem Deutscher ist, werden sie obwohl sie schuldig sind geschützt und unterstützt, während die Türken und Muslime da sie zu einem anderen Kulturkreis gehören wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, selbst wenn sie im Recht sind.

Der 09.11.2001 war ein geschichtlicher Wendepunkt der sich durch die These des „Kampfes der Kulturen“ die nachdem Begriffe wie „Gut“ und „Böse“, „Freund“ und „Feind“ neu definiert wurden inszeniert wurde und mit der neuen Weltordnung die mit dem Fall der Berliner Mauer Ende 1989 begann, ziemlich negativ auf die türkisch/muslimische Minderheit auswirkte. Nach diesem Tag bemerkten viele Türken dass ein Teil der Deutschen aus der näheren Umgebung anfingen auf Distanz zu gehen. Die türkischstämmigen Alis und Mehmets die seit vielen Jahren mit den eingeborenen Hansen und Helmuts in der gleichen Straße wohnten oder an demselben Arbeitsplatz arbeiteten, wurden von heute auf morgen so behandelt als ob sie sich in ihren Augen solidarisch mit den Terroristen die in Amerika Anschläge auf Flugzeuge verübten, verhielten.

Es verhält sich so wie Herr Wilhelm Heitmeyer sagte: „Nach dem 11. September ist in der Gesellschaft eine unterschiedliche Diskussion entstanden. Beispielsweise als die türkische Minderheit die eine ethnische Gruppe war plötzlich als Muslime angesehen wurde, entstand aus einer ethnischen Kategorie eine religiöse Kategorie. (dradio.de, 12.12.2011).“ Nachdem der Westen sich seit Anfang der 1990er Jahre den Islam als neuen Feind erklärt hat, wird es für die Türken in Deutschland die als eine religiöse Kategorie angesehen und kultureller Diskriminierung ausgesetzt werden, von Tag zu Tag etwas schwieriger ihre Existenz in einer multikulturellen Gesellschaft zu bewahren.

Die kulturelle Diskriminierung zeigt sich manchmal in Themen wie Diskussionen über die überlegene Kultur (Leitkultur), Moscheebau und Kopftuch. Während die Menschen wie auch die Gesellschaften zu Zeiten des kalten Krieges ideologisch orientierte Reihen schufen, begann in der neuen Ära die Entstehung von religionsorientierten Zersetzungen oder Fusionen.

Gegenüber einer einzigen nativen pluralistischen Identität des Volkes, kann der türkische Migrant in Deutschland zwei verschiedene kulturelle Identitäten haben oder sich selbst so zum Ausdruck bringen. Insbesondere die neu heranwachsenden Generationen sahen es als Vorteil an zwei oder mehr Kulturen zu besitzen und akzeptierten dies .Aber durch Kulturnationalismus oder durch populistische Ansätze wird jeder aus der türkischen Kultur kommende Unterschied als Revolte gegen die „Leitkultur“ oder als Provokation wahrgenommen und wenn damit Propaganda gemacht wird führt das mit der Zeit in den Köpfen der Menschen zur Entstehung der Idee: „Wer nicht zu meiner Kultur gehört, gehört nicht zu mir, wer nicht zu mit gehört hat in meinem Land nichts zu suchen…“

Es wäre falsch zu erwarten dass jemand der sich seiner eigenen kulturellen Existenz nicht bewusst ist, verschiedene Kulturen versteht. Es ist wie Terry Eagleton gesagt hat: „Wenn ich aufgeben würde ich selbst zu sein um euch zu verstehen, dann wäre nachher niemand mehr übrig der euch verstehen würde.“ In diesem Falle lasst uns zuerst demjenigen der verschiedene kulturelle Werte besitzt das Recht und die Freiheit geben so zu sein wie er ist, danach können Leute kommen mit denen ich zurechtkomme. Heute ist bei der dritten und vierten Generation bei einem bestimmten Teil der türkischen Migranten „die Protestidentität“ vorherrschend. Diese besitzen weder eine Identität die sich ihre Eltern wünschen, noch eine Identität welche die nativ-pluralistische Gesellschaft erwartet. Die notwendigen eigenen kulturellen Werte kann weder die Minderheitsgesellschaft der man angehört, noch die nativ-pluralistische Gesellschaft des Landes dessen Bürger man ist vermitteln, und man stellt sich vor dass man von beiden Seiten als Fremder angesehen wird. Denn: „Ein Fremder ist deshalb fremd, weil man ihn dem Eigenen entfremdet hat.“ (F. Zaimoglu)

Die auffälligste und erschreckendste Seite der Geschichte ist, dass die in Deutschland geborenen und hier ihren schulischen Werdegang beginnenden Kinder türkischer Abstammung einer zutiefst schleichenden kulturellen Diskriminierung ausgesetzt sind. Man kann beobachten dass die türkischen Schüler während der Grundschule und nach den weiteren Stufen langsam anstatt der aktuellen deutschen Freunde, türkische oder andere Freunde mit Migrationshintergrund bevorzugen. Diejenigen die den Wandel des sozialen Umfelds dieser Altersgruppe die in die Pubertät eintritt anhand der Entwicklungen verfolgen, werden bestimmt in den folgenden Punkten die Beschwerden und Unbehagen der Kinder feststellen:

- Die Wahrnehmung dass die Lehrer die deutschen Schüler in allen Fächern mehr unterstützen ist weit verbreitet.
- Das Vorkommen von in der Regel negativen Geschichten über Türken/Muslime in den visuellen und gedruckten Medien die von Zeit zu Zeit in das schulische Umfeld übertragen werden, weckt in den Jugendlichen das Gefühl dass sie einer Minderheit angehören die von der einheimischen Gesellschaft nicht erwünscht ist und immer mit Negativschlagzeilen in Verbindung gebracht wird.
- Durch das Verhalten und manchmal auch durch das Reden ihrer deutschen Freunde kommen sie zu dem Ergebnis dass sie ausgeschlossen werden weil sie als Türken einer anderen Kultur angehören.

Hinter welche soziologische Ausrede oder politische Rechtfertigung man sich auch flüchtet, die Intoleranz gegen die türkische Sprache welche die Muttersprache der Türken ist und die eingebrachten Sanktionen, sind das naheliegendste und konkreteste Beispiel für die kulturelle Diskriminierung gegenüber den Türken und kommt an erster Stelle der Initiativen die unter den Türken in Deutschland die größte Reaktion hervorruft.



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